Fast jeder kennt sie noch aus der Zeit der Analogfotografie: die Lichtempfindlichkeit des Films (ISO-Wert bzw. im Englischen: Film Speed). Sie wird seit den 1980er Jahren in der Form „ISO ___ / __°“ angegeben. Für gute Fotografien, die auch kritischen Blicken standhalten, ist es unerlässlich, das Prinzip der Lichtempfindlichkeit zu kennen und im Zusammenspiel mit anderen Kameraeinstellungen richtig einsetzen zu können.
Inhalt
ISO-Wert in der Analogfotografie
In den 1970er Jahren kombinierte die International Organization for Standardization (ISO) die bis dahin üblichen Angaben der Lichtempfindlichkeit in ASA PH2.5-1960 (linear) und DIN 4512:1961-10 (logarithmisch). Daher fand man zunächst Angaben nach dem Schema ISO 100/21° auf Filmpackungen.
Erst über den einsetzenden Massenmarkt, beflügelt durch japanische Firmen, setzte sich letztlich Mitte der 1980er Jahre die ausschließliche Angabe des linearen Wertes durch und die Filme wurden meist nur noch mit ISO _ _ _ beschriftet. Die ursprüngliche Koppelung an die logarithmische DIN erkennt man übrigens noch heute daran, dass sich die ISO-Werte mit steigender Lichtempfindlichkeit verdoppeln. Also: 100, 200, 400, 800, 1600, 3200, 6400, 12800, 25600, 51200 usw.
Im normalen Handel fanden sich überwiegend Filme mit den Lichtempfindlichkeitsstufen ISO 100, 200 und 400. Filme mit höherer oder niedrigerer Empfindlichkeit führte meist nur der Fachhandel. Diese Spezialfilme waren nicht nur teurer, sondern auch weniger für die Standardfotografie geeignet, da bei höherer Lichtempfindlichkeit im späteren Foto die Körnung deutlich sichtbar wurde. Dies lag daran, dass die lichtempfindlichen Kristalle schlichtweg größer waren.
Technische Umsetzung in der Digitalfotografie
In der modernen Digitalfotografie muss man sich zum Glück nicht mehr beim Einlegen des Films in die Kamera entscheiden, welche Lichtempfindlichkeit benötigt wird. Man kann sie für jedes Foto gesondert einstellen oder durch die Kamera automatisch einstellen lassen. Das funktioniert bei nahezu allen Kameras – von der Spiegelreflex- bis zur Handykamera. Dabei wurden die elektronischen Bildsensoren so konstruiert, dass die Lichtempfindlichkeit analoger Filme nachempfunden wird.
Und wie wird das technisch umgesetzt? Jedes Pixel setzt des einfallende Licht in ein analoges Signal um, das anschließend von einem Prozessor in einen Bildpunkt mit bestimmter Farbe und Helligkeit umgerechnet wird. Wenn man den ISO-Wert verstellt, dann wird die Verstärkung dieses analogen Signals angepasst. Damit wird schnell klar, warum auch in der Digitalfotografie der ISO-Wert nicht beliebig hoch eingestellt werden kann, ohne dass sich Nebenwirkungen zeigen. Eine Erhöhung der Verstärkung führt unweigerlich zu einem verstärkten Bildrauschen, ähnlich einer analogen Musikaufnahme. Je leiser die Aufnahme ist, desto größer die notwendige Verstärkung. Das vorhandene Rauschen wird dabei mit verstärkt und ab einer gewissen Grenze deutlich wahrgenommen.
Optimaler ISO-Wert
Den optimalen ISO-Wert als Zahl gibt es leider nicht. Man kann jedoch sagen, dass immer der niedrigstmögliche Wert, mit dem das gewünschte Foto gerade noch aufgenommen werden kann, das Optimum darstellt. Wie stark das Bildrauschen bei einem bestimmten ISO-Wert ist, hängt maßgeblich vom Bildsensor ab. So kann ISO 1600 bei einer günstigen Kompakt- oder Handykamera bereits zu soviel Bildrauschen führen, dass die Aufnahme nur noch als netter Erinnerungs-Schnappschuss taugt, aber keinesfalls für die Entwicklung als Großformat. Der gleiche ISO-Wert bei modernen Vollformat-Kameras führt hingegen zu so geringem Rauschen, dass es nur bei extremer Vergrößerung wahrnehmbar wird. Die nachfolgenden Bilder verdeutlichen das. Um die Qualitätsunterschiede etwas drastischer darzustellen habe ich bei allen drei Kameras den ISO-Wert 3200 gewählt.
Bei der Aufnahme der Handykamera wird übrigens erkennbar, dass die Software versucht, dem Rauschen durch eine digitale Glättung beizukommen. Das Bild wirkt dadurch wie ein zu stark komprimiertes JPG-Bild. Es erinnert ein bisschen an die Maltechnik von Claude Monet. Wichtig ist zu erwähnen, dass es sich jeweils um den Ausschnitt einer 100%-Darstellung handelt. Das Handy-Bild wäre wohl als Erinnerungs-Foto auf Display betrachtet durchaus noch akzeptabel.
ISO in der Praxis (Faustregeln)
Was sollte man als Anfänger tun, um die ISO-Werte im Griff zu haben und besser fotografieren zu können?
Tageslicht
Unabhängig von der Kamera kann man sagen, dass bei normalem Tageslicht (bedeckt oder sonnig) draußen sehr gut mit ISO 100 fotografiert werden kann. Hier gibt es dann doch so etwas, wie einen Idealwert. Das ist auch der Grund, warum bei solchen Lichtverhältnissen alle Kameras durchweg gute und sehr gute Ergebnisse liefern. Die Spreu trennt sich erst bei weniger Licht vom Weizen.
Dämmerung und Kunstlicht
Bei schlechteren Lichtverhältnissen (Dämmerung, Innenaufnahmen, Glühlampenlicht etc.) kommt es dann darauf an. Ich empfehle, die ISO möglichst auf Automatik zu lassen, die Belichtungszeit auch, die Blende hingegen auf den für die Schärfentiefe gewünschten Wert einzustellen (falls an der Kamera möglich) und dann das Foto aufzunehmen. Falls sich eine zu lange Belichtungszeit ergibt, muss die Blende weiter geöffnet werden. Dieser Modus nennt sich AV-Modus. Bei beweglichen Motiven (z.B. Sport, Kinder, Tiere) kann auch die Blende auf Automatik gestellt und stattdessen gezielt die Belichtungszeit eingestellt werden (TV-Modus). Wenn alles nichts hilft, muss auf einen Blitz zurückgegriffen werden.
Beim Fotografieren mit dem Handy liefert nach meiner Erfahrung der Vollautomatik-Modus oder die der Aufnahmesituation entsprechende „Special Scene (SCN)“ fast immer das bestmögliche Ergebnis.
Bei Spiegelreflex- und guten Systemkameras kann man zudem die ISO-Automatik nach oben begrenzen, damit nicht bei schwachem Licht mit aberwitzig hohen ISO-Werten stark verrauschte Bilder aufgenommen werden, was man häufig erst später bei der Sichtung am Computerbildschirm bemerkt. Wo die persönliche ISO-Grenze liegt, d.h. wieviel Bildrauschen man der Kamera maximal gestatten will, muss jeder für sich entscheiden. Am besten probiert man das in einer ruhigen Minute mittels einer Testreihe aus und speichert den maximalen Wert ab. Fortan läuft dann nichts mehr „aus dem Ruder“.