Zum Inhalt springen

Besser fotografieren – Teil 3

Im 2. Teil dieser Reihe habe ich über Motivauswahl, Bildkomposition und den richtigen Moment geschrieben. Für bessere Fotos sollte man sich jedoch auch mit den Themen Blende und Belichtungszeit sowie der Nachbearbeitung befassen.

Belichtung und Blende – Welchen Einfluss haben diese Werte auf das Bild?

Die Belichtungszeit und der Blendenwert haben im Zusammenspiel einen wichtigen Einfluss auf das Foto. Die Zahl bei der Belichtungszeit gibt an, wie lange Licht durch den Verschluss der Kamera auf den Kamerasensor fällt. Sie wird in Sekunden, oder bei Werten unter einer Sekunde in hunderstel Sekunden angegeben. Mithilfe der Belichtungszeit lassen sich unterschiedliche Effekte nutzen. Ein Foto kann beispielsweise bewusst unterbelichtet werden, um die Details und die Farben auf einem Foto zu reduzieren. Unterbelichtet bedeutet an dieser Stelle, dass die Belichtungszeit viel kürzer eingestellt wird, als eigentlich benötigt. Dadurch fällt zu wenig Licht auf den Sensor. Das hat zur Folge, dass dunkle Bereiche im Bild tendenziell schwarz dargestellt werden. Auch können Bewegungen absichtlich verschwommen dargestellt werden. Aufgrund der unterschiedlichen Wirkungen ist es deshalb wichtig, sich im Vorfeld Gedanken zu machen, welche Stimmung und welche Elemente in diesem Bild hervorgehoben werden sollte.

Wasserfall mit unterschiedlichen Belichtungszeiten fotografiert
Unterschiedliche Belichtungszeiten können z.B. bei fließendem Wasser verschiedene Effekte und Bildstimmungen hervorrufen. (Foto: David23x, GNU Free Documentation License)

Eine weitere Situation, wo eine kurze Belichtungszeit eine wichtige Rolle spielt, ist die Fotografie von sich schnell bewegenden Motiven, wie man sie beispielsweise in der Sportfotografie findet. Eine kurze Belichtungsdauer ist in solchen Fällen besonders wichtig, da das Motiv in einem bestimmten Moment eingefangen werden soll und möglichst wenig Unschärfe vorhanden sein soll. Außerdem werden solche Motive oft mit einer großen Brennweite (“Zoom”) fotografiert, was zusäzlich die Gefahr von Bewegungsunschärfen durch Kamerawackler mit sich bringt.

Foto vom Potsdamer Platz Berlin, aufgenommen nachts.
Für dieses Foto habe ich ein Stativ verwendet, da die Belichtungszeit mehrere Skunden betrug. Die Licher der Autos erzeugen daher den bekannten Streifeneffekt.
Möhren, die ins Wasser fallen
Im Gegensatz dazu wurde dieses Foto von ins Wasser fallenden Möhrenstücken mit einer sehr kurzen Belichtungszeit aufgenommen, um die Bewegung der Möhren und des Wassers regelrecht einzufrieren. Für ausreichend Licht sorgten in diesem Fall Studioblitze.

Um während der kurzen Belichtungszeit bei hoher Brennweite noch möglichst viel Licht “einzufangen”, wird häufig mit möglichst geringer Blendenzahl fotografiert. Daher ist die Blende genauso wichtig, wie die Belichtungsdauer. Sie ist dafür verantwortlich, wie viel Licht auf den Sensor fällt. Es ist zu beachten, dass je kleiner die Blendenzahl ist, desto größer ist die Blendenöffnung. Die Wahl der richtigen Blendengröße hat außerdem einen Einfluss darauf, welche Ebenen in einem Bild scharf bzw. unscharf dargestellt werden. Wird eine hohe Blendenzahl, also eine kleine Blendenöffnung gewählt, wird ein größerer Bereich entlang der Längsachse des Objektivs scharf dargestellt. Wird hingegen eine große Blendenöffnung gewählt, wird ein kleinerer Bereich in der Tiefe des Raums scharf dargestellt. Man spricht von einer hohen oder geringen Schärfentiefe. Mit der zunehmenden Qualität der Sensoren und der damit verbundenen höheren Lichtempfindlichkeit hat die Bedeutung der Blende zur Regelung der Lichtmenge etwas abgenommen. Heute steht Gestaltungsmittel zugenommen.

Sichtung und Nachbearbeitung

Oftmals kann durch kleine Korrekturen am fertigen Bild ein großer Effekt erzielt werden. Wichtig ist es jedoch im Vorfeld, die Fotos zu sortieren, vernünftig abzuspeichern und eventuell noch auf einem zweiten Medium zu sichern. Denn was nützen all die schönen Fotos, wenn die Festplatte kaputt geht und alle Daten weg sind? Hauptsächlich gibt es zwei Formate, in denen Kameras die Bilder abspeichern. Da wäre zum einen das komprimierte JPG-Format und zum anderen das unkomprimierte RAW-Format. Bei einem Bild, welches im JPG-Format abgespeichert wurde, hat die Kamera in der Regel schon ein paar automatische Korrekturen vorgenommen und Daten verworfen, die für das fertige Bild der Kamera nicht wichtig erschienen. Hierrin liegt jedoch eine erhebliche Einschränkung in der Bandbreite der möglichen Nachbearbeitung.

Fotografieren im richtigen Format

Die besten Ergebnisse werden durch die Nachbearbeitung von RAW-Bildern erzielt, da hier noch keine Daten verloren gegangen sind. Die Dateien tragen je nach Kamerahersteller unterschiedliche Endungen, wie z.B. “.cr2” bei Canon oder “*.nrw” bei Nikon. Bilder in diesem Format können nur mit spezieller Software betrachtet und bearbeitet werden, was auch als digitale Entwicklung bezeichnet wird. Für den Anfänger eignet hierfür sehr gut die Software, die mit der Kamera ausgeliefert wurde. Innerhalb einer gewissen Bandbreite können damit Belichtungszeit, Farben und Bildschärfe korrigiert werden. Eines ist jedoch nicht möglich: die Korrektur der Schärfentiefe. Deshalb sollte man diese immer ganz gezielt schon beim Fotografieren setzen.

Sehr gut lässt sich hingegen der Bildausschnitt verändern. Damit wird oftmals eine große Wirkung erzielt, da beispielsweise störende Elemente in den Randbereichen entfernt werden können oder der Fokus des Betrachters auf ein bestimmtes Element im Bild gelenkt werden kann. Auch in diesem Punkt ist es wichtig Erfahrung zu sammeln, um das Beste aus den Bildern herausholen zu können.

Mit steigenden Ansprüchen lohnt sich ein Blick auf die Freie Software “RawTherapee” oder das kostenpflichtige Programm “Adobe Lightroom”. Die Programme sind sehr komplex und erfordern eine längere Einarbeitungszeit. Für den gelegentlichen Einsatz eines unerfahrenen Benutzers ist das definitiv nichts.

Digitale Entwicklung eines Bildes im RAW-Format mit dem kostenlosen Programm RawTherapee (Bild: DrSlony, CC BY-SA 4.0)

Beim abschließenden Export der Bilder wird dann wieder auf ein mit fast allen Geräten kompatibles Format, wie z.B. “*.jpg” zurückgegriffen. Wenn Sie Fotos ggf. relativ kurz nach dem Fotografieren an andere weitergeben müssen, die nicht über spezielle Sorfware verfügen, empfiehlt es sich, in beiden Formaten zu fotografieren. Die Menüoption bei Kameras, die das zulassen, heißt meist “RAW+JPG”. In diesem Fall können Sie die JPG-Dateien unmittelbar von der Karte auf einen Datenträger kopieren und diesen weitergeben.

Fazit

In den drei Teilen dieser Reihe habe ich dargestellt, dass es nicht so schwer ist, besserv zu Fotografieren und über das Niveau von einfachen Schnappschüssen hinaus zu kommen:

  1. Kamera (ersteinmal grob) kennenlernen;
  2. Mithilfe der automatischen Programme experimentieren;
  3. Blick für Motive und Bildkomposition schärfen;
  4. Mit steigender Erfahrung Blende und Belichtungszeit gezielt setzen;
  5. In der Nachbearbeitung mit Bildausschnitt und ggf. weiteren Einstellungen experimentieren.

Damit das Hobby spannend bleibt empfehle ich, nicht gleich am Anfang dicke Handbücher durchzuarbeiten, sondern immer wieder selbst Erfahrungen zu sammeln. Denn wie heißt es so schön? Probieren geht über Studieren. Viel Spaß beim Fotografieren!

 

Schreibe einen Kommentar